Arbeit ist nur das halbe Leben …
Das Mobile Theater aus München tritt mit dem „Mäusetanz“ im Kindergarten St. Josef auf
So als Maus in freier Wildbahn hat man schon ordentlich was zu tun, wenn sich der Winter auf leisen Sohlen nähert. Nüsse, Maiskörner, Gräser, Speck – das Vorratslager in der Mäusehöhle muss gut gefüllt sein für die kalte, entbehrungsreiche Jahreszeit mit Eis und Schnee. Während Maus Micki eifrig Vorkehrungen trifft und allerlei Leckereien anhäuft, konzentriert sich Mitbewohner Sunny wie schon den ganzen Sommer über auf die schönen Seiten des Mäusedaseins. Er genießt die herbstlichen Sonnenstrahlen und lauscht den wunderschönen Tönen seiner Flöte. Was er sammelt, sind die Klänge der Natur und die Erfahrung von Licht und Wärme. Kann das gutgehen?
Nach Mickis Mäuseverständnis eher nicht, es herrscht Entsetzen über so viel Verantwortungslosigkeit und Arbeitsverweigerung des WG-Genossen, der gerne mal aus purem Appetit die mühsam zusammengetragenen Essensreserven anknabbert. Das junge Publikum des Kinderhauses St. Josef spürte beim Gastspiel des Mobilen Theaters aus München jedoch sehr wohl, dass auch Sunny mit seiner Liebe für das Schöne etwas Wertvolles leistet. Denn das Leben, das wissen auch die Kinder, besteht ja nicht nur aus Arbeit – auch die Muße, das Wohlbefinden von Geist und Seele hat seinen festen Platz im Leben der Theatermäuse wie der Menschen.
Das muss trotz aller Skepsis schließlich auch Micki einsehen, wenn die zauberhaften, wohligen Klänge aus Sunnys Flöte bei ihm die Erinnerungen an den warmen Sommer wecken. Kein Wunder, dass die Mäuseflöte inzwischen genauso golden glänzt wie die einstige Sommersonne. Und auch Kater Carlo, der durchs Mäuserevier streift, verliert rasch seinen Schrecken für die kleinen Vierbeiner, denn er ist ebenfalls ganz begeistert von der Mäusemusik. Ein Kater, der spontan seine Tanzbeine schwingt, ist wirklich keine Gefahr für die beiden Mäuse mit ihren so unterschiedlichen Charakteren.
Ein lehrreicher, vergnüglicher, pädagogisch wertvoller Vormittag mit Ruth Oehler und Theresa Tschira vom Mobilen Theater aus München. Indem die beiden Schauspielerinnen in ihrer Kindergartenaufführung die Vorschläge, Erfahrungen und Reaktionen aus dem Publikum aufnahmen und in ihrer Bühnendarstellung weiterführten, machten sie die Kinder zu fleißigen Miterzählern der Geschichte. Ein tolles Konzept, das wunderbar funktionierte und für viele glückliche Gesichter unter Kindern (und Erwachsenen) sorgte!
Torsten Blaich, Erzieher